Im Folgenden sind die einzelnen Impfungen alphabetisch dargestellt.
Anthrax
Gegen den Erreger des Milzbrandes sind derzeit im deutschsprachigen Raum keine Impfstoffe zugelassen. Es stehen jedoch beim Menschen getestete Impfstoffe zur Vorbeugung des Milzbrandes z. B. aus den USA und Russland zur Verfügung.
Cholera
Derzeit steht ein oraler Totimpfstoffe zur Verfügung, der als zweimalige Schluckimpfung im Abstand von ein bis sechs Wochen verabreicht wird. Mit dem Wirkeintritt ist ca. eine Woche nach der 2. Schluckimpfung zu rechnen, wobei bei abfallender Schutzwirkung eine Auffrischung bei Kindern über 6 Jahre und Erwachsenen nach zwei Jahren sinnvoll ist.
Diphtherie
Der Impfstoff besteht aus dem aufgereinigten Diphtherietoxoid und induziert eine anti-Toxin-Immunität. Er wird meist in Kombinationsimpfstoffen mit Impfungen gegen andere Erreger verwendet.
Japan-Enzephalitis
Ein gereinigter, inaktivierter Totimpfstoff steht in Europa als empfohlene Reiseimpfung für asiatische Länder zur Verfügung. Nach einer zweimaligen Impfung (Grundimmunisierung) sollte nach 15 Monaten aufgefrischt werden, um einen längeren Impfschutz zu erhalten.
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Es stehen zwei inaktivierte Impfstoffe zur Verfügung, wobei die Grundimmunisierung in drei Dosen erfolgen sollte. Für Reisen in Endemie-Gebiete (u. a. Süddeutschland, Österreich, Slowenien) steht auch ein Schnellimmunisierungsschema zur Verfügung. Ein deutlicher Anstieg des Impfschutzes ist bereits nach der. 2. Teilimmunisierung zu erwarten. Allergien gegen Vakzinbestandteile und bekannte anaphylaktische Reaktionen gegen Hühnereiweiß sollten vor Gabe beachtet werden.
Gelbfieber
Zur Impfung wird ein attenuierter Lebendimpfstoff verwendet, der für Risikogebiete in Südamerika und Afrika empfohlen ist. Als Reaktionen auf den Impfstoff wurden starke Lokalreaktionen und Grippe-ähnliche Symptome beschrieben, selten allergische Reaktionen auf Hühnereiweiß, Enzephalitiden (Gehirnentzündungen) und Gelbfieder-ähnliche Erkrankungen. Bei immunschwachen Personen ist besondere Vorsicht geboten.
Haemophilus influenzae Typ b
Die Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ b wird als Konjugat-Impfstoff eingesetzt, um eine ausreichende T-Zell-Hilfe zu erreichen. Der gut verträgliche Impfstoff wird als Kombinationsimpfstoffe eingesetzt.
Hepatitis A
Es handelt sich um einen inaktivierten Totimpfstoff, der als Einzelimpfung (zweimalig verabreicht) oder als Kombinationsimpfung mit Hepatitis B (dreimalig) verabreicht werden kann. In der Reisemedizin kann auch ein Hepatitis-A-Typhus-Kombinationsimpfstoff eingesetzt werden. Bereits nach einer Impfung werden hohe Schutzraten erreicht, die durch die 2. Impfung noch deutlich gesteigert werden können. Die aktive Impfung kann auch noch nach der Exposition erfolgreich eingesetzt werden. Eine passive Impfung mit Antikörpern gegen Hepatitis A Viren ist ebenfalls möglich.
Hepatitis B
Im Hepatitis B Impfstoff ist das kleinste der drei Oberflächenantigene von Hepatitis B Virus enthalten (HBsAg). Der Impfstoff ist als Einzelimpfstoff oder in Kombination mit der Sechsfach-Impfung für Säuglinge und Kleinkinder oder mit Hepatitis A erhältlich. Da es immer wieder Personen mit mangelnder oder ausbleibender Impfantwort gegen Hepatitis B gibt, werden derzeit Anstrengungen gesetzt, Adjuvanzien und andere verstärkende Maßnahmen einzusetzen. Die Grundimmunisierung wird mit drei Impfungen durchgeführt und durch eine 4. Impfung ergänzt. Abhängig von der maximalen Antikörper-Konzentration vier Wochen nach der letzten Grundimmunisierung sinkt die Antikörper-Konzentration ab, wobei Anti-HBs-Konzentrationen mit Werten von mindestens 10 IU/l als schützend gegen eine Infektion angesehen werden. Die Impfung ist für alle Kinder und Personen mit hoher Ansteckungsgefahr empfohlen. Im Falle einer Exposition mit dem Erreger kann auch eine passive Impfung durchgeführt werden. Üblicherweise werden Neugeborene von Hepatitis-B-infizierten Müttern simultan aktiv und passiv geimpft.
Hepatitis C, D, E
Die Entwicklung einer Impfung gegen Hepatitis C hat sich bisher noch nicht als wirksam erwiesen. Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt auch gegen Hepatitis D, da dieser Virus sich nur mit Hilfe des Hepatitis B Virus vermehren kann. Gegen Hepatitis E werden derzeit Impfstoffe getestet.
Humane Papillomaviren (HPV)
Derzeit stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung, ein Impfstoff mit vier Komponenten (gegen HPV-16, HPV-18, HPV-6 und HPV-11) und ein Impfstoff mit zwei Komponenten (gegen HPV-16 und HPV-18). Diese Impfstoffe konnten mittels gentechnologischer Methoden hergestellt werden, wobei es sich um Kapsomere handelt, die sich zu Kapsidpartikeln (virus like particles) zusammenlagern. Geimpft werden sollen junge Mädchen vor dem ersten Sexualkontakt nach einem Schema mit drei Teilimpfungen.
Influenza (Grippe)
Es stehen folgende Impfstoffe zur Verfügung: Spaltvakzine (bestehend aus Antigenen der Virusoberfläche Neuroaminidase und Hämagglutinin, auch noch Anteile des Virusinnenkörpers), Subunitvakzine (ausschließlich aus Neuroaminidase und Hämagglutinin), virosomale Impfstoffe (Neuroaminidase und Hämagglutinin gebunden an Lezithin) und Adjuvantierte Subunitvakzine (mit Adjuvanz MF59). Gefährdete Personen, wie Gesundheitspersonal, alte Menschen, Schwangere, Immunsupprimierte, Immundefiziente und chronisch Kranke sollten jährlich gegen Influenza geimpft werden.
Masern
Gegen Masern steht ein sehr wirksamer, attenuierter Lebendimpfstoff zur Verfügung, der zweimalig verabreicht wird, um vor allem mit der 2. Impfung Impflücken zu schließen. Die aktive Impfung wird auch als Abriegelungsimpfung innerhalb von drei Tagen nach Exposition bei einem Masernausbruch durchgeführt. Eine passive Impfung ist vor allem bei Schwangeren oder immunsupprimierten Personen nach Exposition sinnvoll. Beim Vorliegen einer Neomycin-Allergie (Antibiotikum aus der Zellkultur) oder einer Hühnereiweißallergie ist bei der aktiven Impfung Vorsicht geboten.
Meningokokken
Es stehen derzeit ein reiner Polysaccharid-Impfstoff gegen die Serogruppen A, C, Y und W135, Konjugat-Vakzine gegen C oder gegen die Serogruppen A, C, Y und W135 und ein gentechnologisch hergestellter Impfstoff gegen Meningokokken B zur Verfügung. Die Wirksamkeit ist bei einem unauffälligen Nebenwirkungsprofil für alle Impfstoffe gut. Der Impfstoff ist bei Kindern und Jugendlichen als auch beruflich exponierten Personen und bei Reisen in Meningokokken-Endemie-Gebiete empfohlen.
Mumps
Es handelt sich um einen attenuierten Lebendimpfstoff in der in Kombination mit Masern und Röteln und Varizellen eingesetzt werden kann und zweimalig verabreicht wird. Er ist etwas weniger immunogen als die anderen Komponenten, wobei die Dauer der Wirksamkeit nicht bekannt ist.
Pertussis
Der nebenwirkungsreiche Ganzkeim-Pertussis-Impfstoff ist in Deutschland nicht mehr verfügbar. Der azelluläre Pertussis-Impfstoff besteht nicht aus ganzen Erregern, sondern nur aus Erregerbestandteilen, wie Pertussistoxin und andere. Die Immunisierung gegen Pertussis erfolgt in insgesamt sieben Dosen, wobei Kombinationsimpfstoffe mit anderen Impfungen zur Verfügung stehen. Alle Personen, bei denen die Pertussis-Impfung länger als zehn Jahre zurückliegt, sollten aufgefrischt werden.
Pest
Im deutschsprachigen Raum sind keine Impfstoffe gegen die Pest erhältlich, wobei in anderen Ländern bis vor kurzem noch zwei inaktivierte Ganzzell-Impfstoffe verfügbar waren.
Pneumokokken
Gegen Pneumokokken existieren mehrere Impfstoffe: ein 23-valenter (gegen 23 Kapselpolysaccharid-Serotypen) Polysaccharid-Impfstoff, ein 7-valenter, ein 10-valenter und ein 13-valenter Konjugat-Impfstoff (gegen sieben, zehn bzw. 13 Kapselpolysaccharid-Serotypen). Die Pneumokokken-Impfung ist vor allem für unter 2-jährige Kinder (Konjugat-Impfstoff) und Personen mit erhöhtem Risiko (z. B. Immundefekte, Immunsuppression, alte Menschen, chronische Erkrankungen) empfohlen, um invasive Pneumokokken-Erkrankungen zu vermeiden.
Pocken
Hierzu gibt es einen hochattenuierten Lebendimpfstoff, der zur Abriegelung bei terroristischen Angriffen in Deutschland für die Bevölkerung gelagert wird und vom Paul-Ehrlich-Institut verwaltet und kontrolliert wird. Die Anwendung des Pockenimpfstoffes erfolgt intrakutan durch Multipunktur. Die Abheilung der notwendigen Lokalreaktion erfolgt mit einer Narbe.
Poliomyelitis
Durch das globale Eradikationsprogramm ist die Erkrankung beinahe ausgerottet. Der orale attenuierte Lebendimpfstoff nach Sabin ist auf Grund seiner Nebenwirkungsrate in Deutschland nicht mehr in Verwendung und durch den inaktivierten Totimpfstoff nach Salk ersetzt worden. Normalerweise erfolgen drei Dosen im ersten Lebensjahr und eine weitere im 2. Lebensjahr in Form eines Kombinationsimpfstoffes (Sechsfach-Impfung). Eine Auffrischung erfolgt im Jugendalter. Falls die letzte Impfung länger als 10 Jahre zurückliegt, ist eine Auffrischung sinnvoll.
Röteln
Beim Impfstoff handelt es sich um einen attenuierten Lebendimpfstoff, der monovalent bzw. in Kombination mit Mumps und Masern und Varizellen erhältlich ist. Es sollte zweimalig geimpft werden, um Impflücken zu schließen. Diese Impfung ist vor allem zur Vermeidung der fetalen Fehlbildung bei kongenitalen Röteln wichtig. Eine passive Impfung ist in Deutschland nicht mehr erhältlich.
Rotavirus
Die Rotavirus-Impfung ist eine Schluckimpfung mit einem attenuierten Lebendimpfstoff, der in den ersten sechs Lebensmonaten zugelassen ist. Es stehen zwei Impfstoffe mit zweimaliger (monovalenter Impfstoff mit einem Rotavirus-Stamm) oder dreimaliger Gabe (pentavalenter Impfstoff mit fünf Rotavirus-Stämmen) zur Verfügung. Bisher war die Rate an Invaginationen in der geimpften Altersgruppe nicht größer als in der ungeimpften Vergleichsgruppe. Eine fäko-orale Übertragung des Impfstammes auf andere Individuen ist prinzipiell in den ersten Wochen nach Impfung möglich. Eine Ansteckung sollte bei immunsupprimierten Kontaktpersonen mit strikten Hygieneregeln vermieden werden.
Tetanus
Ähnlich wie beim Diphtherie-Impfstoff handelt es sich auch beim Tetanus-Impfstoff um einen Toxoid-Impfstoff und erfolgt viermalig meist in Form eines Kombinationsimpfstoffes in den ersten beiden Lebensjahren. Eine passive Immunisierung ist lang zurückliegender Tetanus-Impfung simultan mit der aktiven Impfung bei einer notwendigen Wundversorgung möglich.
Tollwut
In Deutschland sind derzeit ein inaktivierter Impfstoff aus humanen Zellkulturen (Human diploid Cell Vaccine, HDC-Impfstoff) und ein inaktivierter Impfstoff aus Hühnerembryofibroblasten (purified chick embryo cell culture vaccine, PCECV) zugelassen. Zur prä-expositionellen Prophylaxe wird je eine Impfdosis an den Tagen 0, 7 und 21 (oder 28) verabreicht. Personen mit hohem Tollwutrisiko sollten aufgefrischt werden, wenn der Antikörperwert unter den Wert von 0,5 IU/l abgesunken ist. Ist es zu einer Exposition gekommen, wird nach der Wundversorgung eine aktive Impfung (Essen-Schema Tag 0, 3, 7, 14 und 28 oder Zagreb-Schema zwei Impfungen Tag 0, je eine Impfung Tag 7 und 21) und bei fehlender oder nicht komplett erfolgten Tollwutimpfung auch eine passive Immunisierung vorgenommen.
Tuberkulose
Die Bacille Calmett-Gúerin (BCG) Impfung ist ein attenuierter Lebendimpfstoff, der aus Mycobacterium bovis (Rinder-Tuberkulose) hergestellt wird. Auf Grund der geringen Krankheitslast mit Tuberkulose in Deutschland ist die Impfung hier nicht mehr empfohlen. Eine Lymphadentitis (Lymphknotenentzündung) tritt in 1 auf 1000 Impfungen auf. Kontraindikationen sind Immunsuppression, bestimmte Immundefekte und Schwangerschaft. Eine BCGitis stellt eine lebensbedrohliche Komplikation dar.
Typhus
Es sind zwei Impfstoffarten im Handel, die Vi-Polysaccharid-Totvakzine oder eine orale Lebendvakzine. Bei dieser Reiseimpfung tritt der Impfschutz nach ca. 10-14 Tagen ein. Der Polysaccharid-Impfstoff ist bei Kindern unter zwei Jahren nicht wirksam, die Antikörperspiegel halten über drei Jahre an, ein Booster ist kaum möglich und verstärkt wurden bei Auffrischung Lokalreaktionen beobachtet. Der orale Impfstoff wird bei der europäischen Zulassung dreimalig verabreicht mit divergierender Schutzdauer von ein bis drei Jahren.
Varizellen
Der attenuierte Lebendimpfstoff kann als Einzel- oder Kombinationsimpfstoff mit Mumps-Masern-Röteln zweimalig verabreicht werden. Bei der Erstimpfung mit Kombinationsimpfstoff kann es zu vermehrten Fieberschüben kommen, die zweite Kombinationsimpfung wird generell gut vertragen. Bei immunschwachen Personen muss die Gabe des Lebendimpfstoffes nach strenger Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen. Eine passive Immunisierung ist bei Hochrisikopatienten nach einer Exposition innerhalb von 96 Stunden sinnvoll. Zur Zoster-Impfung steht ein Lebendimpfstoff mit erhöhtem Varizellen-Gehalt für ältere Personen zur Vermeidung einer Gürtelrose (Reaktivierung der Varizellen-Viren) zur Verfügung.
Autoren: Dr. Martina Prelog