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Verleihung des DGN-Wissenschaftspreises 2025 an PD Dr. Dr. Lukas Bunse

08.12.2025

Auf dem DGN-Kongress wurde der Wissenschaftspreis der Deutschen Gesellschaft für Neurologie 2025 an PD Dr. med. Dr. rer. nat. Lukas Bunse, Mannheim, verliehen. Mit dem Preis ehrt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) deutschsprachige klinisch-neurologisch tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Forschungsarbeiten, die sich mit Pathogenese, Diagnostik und Therapie oder der pathologischen Anatomie der Krankheiten des Nervensystems befassen. PD Dr. Dr. Bunse ist Oberarzt erhält die hohe wissenschaftliche Auszeichnung für seine innovativen Forschungen zur Immuntherapie von Hirntumoren.

Die DGN ehrt mit dem Preis die wissenschaftliche Arbeit von PD Dr. Dr. Bunse im Bereich der Immuntherapie von Hirntumoren mit Fokus auf die Erarbeitung neuer zelltherapeutischer Konzepte und deren klinischer Implementation. Konkret befassen sich die zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten des Preisträgers mit der Identifizierung und therapeutischen Umsetzung neuer Zielstrukturen für die Zelltherapie neuroonkologischer Erkrankungen.

Bereits während seiner medizinischen Promotion hat Dr. Bunse erfolgreich die präklinischen Grundlagen für die Entwicklung eines mutationsspezifischen Impfstoffs gegen IDH1-mutierte Gliome gelegt. Mit bemerkenswerter Konsequenz charakterisierte er die immunologischen Auswirkungen von Treibermutationen in Gliomen und trug so entscheidend zum Verständnis immuntherapeutischer Ansätze bei Gliomen bei.

Auf der Suche nach einem Zielantigen, das Gliome gemeinsam haben, waren Treibermutationen wie die IDH-Mutation in den Blick der Forschung geraten. Das sind Punktmutationen, die zu einer massiven epigenetischen Veränderung und damit zur Tumorzell- und Tumorbildung führen. Wenn diese Treibermutationen vorliegen, können die abgeschriebenen mutierten Proteine in der Tumorzelle so prozessiert werden, dass sie auf ein MHC-Molekül geladen werden und somit eine Immunantwort auslösen [1]. Eine randomisierte, multizentrische Studie [2], an der Bunse maßgeblich beteiligt war, untersuchte diesen Ansatz bei Patientinnen und Patienten mit malignen Gliomen, die eine IDH-Mutation tragen. Es zeigte sich, dass die Peptidvakzine sicher war und bei den meisten Studienteilnehmenden zu einer spezifischen T-Zell-Antwort im peripheren Blut führte. Impfstoff-induzierte Immunreaktionen wurden bei 93,3 % der Patientinnen und Patienten auf mehreren MHC-Allelen beobachtet. Im Ergebnis hatten diejenigen, die eine Immunantwort zeigten, eine deutlich bessere Prognose: Nach sechs Jahren betrug das Gesamtüberleben 83 % und das progressionsfreie Überleben 50 %. Es gab eine hohe Häufigkeit von Pseudoprogression als Ausdruck einer intratumoralen Entzündungsreaktion. Die Pseudoprogression war mit einer durch den Impfstoff induzierten peripheren T-Zell-Reaktion verbunden. Eine deutschlandweite, randomisierte Phase-2-Studie ist nun in Vorbereitung. Des Weiteren untersucht Bunse in einer Phase-1-Studie im Rezidivgliom, ob in Kombination mit einem Immuncheckpoint-Inhibitor impfinduzierte Antworten verbessert werden können [3].

Nach Abschluss seiner beiden Promotionen hat Dr. Dr. Bunse dann mit seiner Arbeitsgruppe den logischen Schritt von vakzinebasierten zu zelltherapeutischen Ansätzen vollzogen: Er identifizierte relevante T-Zell-Rezeptoren gegen Gliomantigene von vakzinierten Patientinnen und Patienten und validierte deren therapeutische Effektivität in präklinischen Modellen. Beispielsweise untersuchte er NLGN4X-TZR-T-Zellen, das sind T-Zellen, die mit einem gentechnisch veränderten T-Zell-Rezeptor (TZR) ausgestattet sind, der eine spezifische Reaktion gegen Neuroligin-4 X-linked (NLGN4X) zeigt, ein Tumor-assoziiertes Antigen von Glioblastomen. Die intraventrikuläre Gabe von NLGN4X-TZR-
T führte tierexperimentell bei 44,4 % zum Therapieansprechen und verlängerte das Überleben [4]. In einer 2025 in „Nature Communications“ publizierten Arbeit konnte er die Wirksamkeit von T-Zellen mit modifiziertem T-Zell-Rezeptor (TZR-T) zur Behandlung von Glioblastomen zeigen [5], die auf dem Protein-Tyrosin-Phosphatase-Rezeptor-Typ-Z1 (PTPRZ1), einem klinisch zielgerichteten Glioblastom-Antigen, basiert. Die Einzelzellsequenzierung primärer Hirntumoren zeigt eine Überexpression von PTPRZ1 in malignen Zellen, insbesondere in Glioblastom-Stammzellen (GSCs). In der aktuellen Arbeit untersuchten Bunse et al. einen therapeutischen HLA-A*02-restringierten PTPRZ1-reaktiven TZR, der aus einem geimpften Glioblastom-Patienten gewonnen wurde. Wie sich zeigte, erkennt der validierte, durch den Impfstoff induzierte TZR das endogen verarbeitete Antigen ohne Off-Target-Kreuzreaktivität. PTPRZ1-spezifische TZR-T (PTPRZ1-TZR-T) töteten Zielzellen antigenspezifisch ab und in murinen experimentellen Hirntumoren war ihre kombinierte intravenöse und intraventrikuläre Verabreichung wirksam.

„Der Ansatz, diese T-Zell-Rezeptoren aus vakzinierten Personen zu isolieren, ist hochinnovativ und adressiert in sehr eleganter Weise aktuelle Bedenken in Bezug auf Kreuzreaktivität (und damit auf Sicherheit) von Zelltherapien, die insbesondere für die Behandlung von Hirntumoren von hoher Relevanz sind“, erklärte Mentor und Klinikdirektor der Neurologischen Universitätsklinik Mannheim, Prof. Dr. Michael Platten. „Herr Dr. Dr. Bunse hat nicht nur die Grundlagen für die Identifizierung von therapeutischen gliomspezifischen T-Zell-Rezeptoren gelegt, sondern treibt auch die Umsetzung in eine weitere First-in-human-Phase-1-Studie voran. Er ist ein herausragendes Beispiel für einen Physician Scientist, dem es gelingt, in einem akademischen Umfeld bench-to-bedside (and back) hochinnovative therapeutische Konzepte zu entwickeln.“ Wie Platten betonte, wiesen ihn sowohl sein Schriftenverzeichnis mit zahlreichen herausragenden Publikationen und Patenten als auch der Umfang seiner Drittmitteleinwerbungen sowie seine Rolle als Projektleiter in Forschungskonsortien (SFB1389, GLIORESOLVE Training Network) als außerordentlich erfolgreichen und hochinnovativen Wissenschaftler aus. Dr. Dr. Bunse hat bisher bereits über 60 Arbeiten publiziert (Abstract-Publikationen nicht eingeschlossen) und wurde über 6000-mal zitiert (G-Scholar). Sein h-Index liegt bei 25, sein i10-Index (Google Scholar) bei 43. Er wurde mit zahlreichen Preisen und Fellowships ausgezeichnet, im Juni dieses Jahres erhielt er den Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

 


Wissenschaftliche Ansprechpartner:in

Pressekontakt
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Peter Berlit
Leiterin der DGN-Pressestelle: Dr. Bettina Albers
Tel.: +49(0)174 2165629
E-Mail: presse@dgn.org

Quelle: Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. 12/2025

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