Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen von Kindern weltweit. Ein Forschungsteam, an dem die Uni Würzburg beteiligt ist, will das ändern – und hat für seine Arbeit jetzt eine hohe Förderung erhalten.
Mitgeleitet wird das Team von Martin Eilers, Leiter am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. „Unser Forschungsprojekt heißt KOODAC“, erklärt der Wissenschaftler. „Das steht für ,Knocking-Out Oncogenic Drivers and Curing Childhood Cancer‘ (zu Deutsch: Ausschalten onkogener Treiber und Heilung von Krebs bei Kindern). Unser Ziel ist die Entwicklung von gut verträglichen Medikamenten, die Krebszellen bei Kindern sehr gezielt ausschalten können.“ Standard für die Behandlung von Krebs in dieser Altersgruppe sind derzeit noch Chemo- und Strahlentherapien, die – selbst wenn sie erfolgreich sind – mit starken Nebenwirkungen einhergehen. „Häufig liegen diesen Therapien Wirkstoffe zugrunde, die schon vor Jahrzehnten entwickelt wurden. In den letzten 20 Jahren gab es kaum Heilungsfortschritte.“
Gefördert wird das Forschungsvorhaben mit bis zu 25 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 23 Millionen Euro) von Cancer Grand Challenges – eine globale Finanzierungsinitiative, die von Cancer Research UK und dem National Cancer Institute in den USA mitbegründet wurde. Diese unterstützt weltweit Wissenschaftsprojekte, die sich den größten ungelösten Fragen der Krebsforschung widmen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren finanziert sie das Team aus Forschenden, Patientenvertretern und Industrierunternehmen. „Bei uns arbeiten Forschende von Weltrang interdisziplinär zusammen“, sagt Eilers. „Es sind kluge Köpfe aus den Fächern Strukturbiologie, Biochemie, pädiatrische Onkologie und medizinische Chemie aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Österreich und Deutschland.“ Die Teamleitung übernimmt Eilers gemeinsam mit der US-amerikanischen Medizinerin Yaël Mossé vom Children´s Hospital Philadelphia.
Darum geht es bei der Forschung von KOODAC
Zum Hintergrund: Krebs wird durch Mutationen der DNA von Zellen verursacht. Diese können dazu führen, dass Zellen Proteine produzieren, die normalerweise nicht ihn ihr vorkommen und das Krebswachstum antreiben, sogenannte Onkoproteine. Zwar kann die Medizin einige diese Onkoproteine bereits mit Medikamenten behandeln – den Großteil allerdings nicht. Und zu diesem Großteil gehören fast alle Onkoproteine, die das Krebswachstum bei Kindern befeuern. KOODAC will dieses Problem lösen und setzt dazu auf eine bahnbrechende neue Technologie namens „Target Protein Degredation“ (zu Deutsch: gezielter Abbau von Proteinen).
Kern dieses Behandlungsansatzes ist eine neue Generation von Medikamenten, die sogenannten „Degrader“ (zu Deutsch: Abbauer). Diese können Onkoproteine gezielt über ein Abbausystem für Proteine auflösen und unwirksam machen, das in allen Zellen vorhanden ist. In der Folge stirbt die mutierte Krebszelle. Anders als Chemo- oder Strahlentherapien sind Degrader nicht toxisch und erzeugen deshalb weniger Nebenwirkungen. Zudem können sie können die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Das macht sie zu einem idealen Werkzeug auch im Kampf gegen Hirntumore. Verabreichbar sind Degrader als Tabletten oder in flüssiger Form.
Konkret geht es KOODAC um die Entwicklung von Medikamenten gegen fünf Krebsarten, die im Kindesalter häufig vorkommen: Neuroblastom, Medulloblastom, Ewings-Sarkom und Rhabdomyosarkom sowie eine Form des Leberzellkarzinoms. Das Team wird von Cancer Research UK, dem Institut National Du Cancer und KiKa (Children Cancer Free Foundation) im Rahmen von Cancer Grand Challenges finanziert.
Über den Förderer Cancer Grand Challenges
Cancer Grand Challenges wurde 2020 von zwei der weltgrößten Geldgeber auf dem Feld der Krebsforschung gegründet: der Cancer Research UK aus dem Vereinigten Königreich und dem National Cancer Institute aus den USA. Die Initiative unterstützt Forschungsteams auf der ganzen Welt, die sich den größten Herausforderungen in der Krebsbekämpfung stellen. Die mit bis zu 25 Millionen US-Dollar dotierten Förderungen sollen es Forschenden ermöglichen, geografische und fachliche Grenzen zu überwinden. Anfang März 2024 gab die Stiftung ihre bislang größte Finanzierungsrunde bekannt: Neben KOODAC gab es noch Gelder für vier weitere Forschungsvorhaben – insgesamt 125 Millionen US-Dollar (umgerechnet über 115 Millionen Euro).
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Martin Eilers, Leiter des Lehrstuhls für Biochemie und Molekularbiologie, Tel.: +49 931 31-84111, martin.eilers@uni-wuerzburg.de
Quelle: Pressemitteilung Julius-Maximilians-Universität Würzburg 03/2024