Seit Juni 2017 hat Georg Gasteiger den Lehrstuhl für Systemimmunologie II an der Universität Würzburg inne. Diese neu geschaffene Professur ist Teil der Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie, die an der Universität aufgebaut wird.
Der Typ von Zellen, für die sich Georg Gasteiger interessiert, existiert nicht! So lautete die vorherrschende Meinung in der Wissenschaft über viele Jahre. Erst als Forscher an den richtigen Stellen im Körper danach suchten, wurden neue Zelltypen des angeborenen Immunsystems entdeckt, sogenannten Innnate Lymphoid Cells (ILC).
„Früher ging man davon aus, dass Immunzellen durch das Blut und lymphoide Organe – beispielsweise Lymphknoten, Knochenmark und Milz – zirkulieren und erst wenn ein Erreger in den Körper eindringt, an den Ort der Infektion wandern“, erklärt Georg Gasteiger. Heute ist bekannt: Manche Immunzellen siedeln sich in sämtlichen Geweben und Organen des Körpers bereits während deren Entwicklung an und verharren ihr Leben lang an diesem Ort.
Vorderste Front im Abwehrkampf
„Diese Zellen gehören zu den Lymphozyten und sind als komplexe, lokale Verbände organisiert“, erklärt Gasteiger. In Haut, Lunge und Darm bilden sie gewissermaßen „die vorderste Front, um Fremdkörper, Krankheitserreger oder Tumore erkennen und schnell abwehren zu können“. Zusätzlich übernehmen sie spezielle Aufgaben, beispielsweise bei der Regeneration und im Stoffwechsel: „Das Immunsystem hat auch in gesunden Organen wichtige Funktionen, welche zum Beispiel bei entzündlichen Erkrankungen aus dem Gleichgewicht geraten können“, so Gasteiger.
Die Größe dieser lokalen Immunzell-Verbände, ihre Zusammensetzung und ihre genaue Lokalisierung im Gewebe unterscheiden sich von Organ zu Organ sehr stark. Bislang weiß die Wissenschaft nur wenig darüber, wie diese Verbände sich entwickeln, wie sie aufrechterhalten werden und ihre Aufgaben untereinander koordinieren. Solche Fragen will Gasteiger klären und dadurch mehr über die gewebespezifische Immunität erfahren.
Lehre über Immunologie
Welche Funktionen diese Zellen im gesunden oder erkrankten Organen übernehmen, und wie sie vorgehen, wenn eine Infektion den Körper bedroht: Auch das sind Fragen, denen Georg Gasteiger mit seinem Team am Lehrstuhl und innerhalb der Max-Planck-Forschungsgruppe nachgeht.
Neben seiner Forschung ist Gasteiger auch in die Lehre an der Universität Würzburg eingebunden. Er unterstützt den Fachbereich „Immunologie“ in den lebenswissenschaftlichen Studiengängen und vermittelt in speziellen Kursen an der Graduiertenschule für Lebenswissenschaften den neuesten Kenntnisstand in seinem Fachgebiet.
Georg Gasteigers Werdegang
1976 wurde Georg Gasteiger in Freising geboren. Er studierte Medizin in München, Wien, Buenos Aires und New York. Nach der Promotion schloss er 2009 an der Technischen Universität München auch seine Facharztausbildung für Mikrobiologie, Virologie und Epidemiologie von Infektionskrankheiten ab. Als Postdoc ging er 2010 in die USA. Dort forschte er vier Jahre lang am Memorial Sloan-Kettering-Krebszentrum und am Howard Hughes Medical Institute. Gefördert wurde er dabei durch ein Irvington Fellowship des Cancer Research Institute (New York). 2015 kam Gasteiger nach Deutschland zurück und baute an der Universität Mainz eine Emmy-Noether-Forschungsgruppe auf. Mit rund 1,5 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgestattet, geht sein Team seitdem der Frage nach, wie das Zusammenspiel von angeborenem und erworbenem Immunsystem funktioniert.
Die Emmy-Noether-Gruppe nahm Gasteiger mit, als er 2016 auf eine Professur für Mikrobiologie und Molekulare Immunologie an die Universität Freiburg wechselte. Von dort folgte er im Juni 2017 einem Ruf an die Universität Würzburg – ebenfalls unter Mitnahme der Emmy-Noether-Gruppe. Ab 2018 wird die Forschung von Gasteiger außerdem für fünf Jahre durch einen ERC Starting Grant gefördert, einem der renommiertesten europäischen Wissenschaftspreise.
Preis der Boehringer-Ingelheim-Stiftung
In seiner Mainzer Zeit erhielt Georg Gasteiger 2016 den auf die Grundlagenforschung verliehenen Teil des Boehringer-Ingelheim-Preis. Gasteiger bekam die Auszeichnung für den Nachweis, dass ILCs an ihre jeweiligen Gewebe angepasste, lokale Abwehrzellen sind. Diese Erkenntnis hatte er mit Kollegen aus New York in „Science“ publiziert.
Schwerpunktprogramm der DFG
Die enorme Bedeutung der ILCs spiegelt sich auch in einer Fördermaßnahme der DFG wider. Diese hat vor einiger Zeit das Schwerpunktprogramm „Innate Lymphoid Cells“ ins Leben gerufen. Mit solchen themenbezogenen Förderungen unterstützt die DFG Projekte in vergleichsweise jungen, vielversprechenden Forschungsfeldern.
Auch in diesem Programm ist Georg Gasteigers Team vertreten – als eines von gut 20 Laboren in Deutschland. Rund 350.000 Euro stehen den Wissenschaftlern daraus in den kommenden drei Jahren zur Verfügung.
Quelle: Pressemitteilung Julius-Maximilians-Universität Würzburg 12/2017