Der Verlust der Selbsttoleranz gegenüber Antigenen des peripheren Nervensystems löst die chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) aus und tritt vermutlich wiederholt vor Schüben auf, was ein Zeitfenster zur Vorhersage einer Progression eröffnet.
Die Prozesse zur Erhaltung oder Störung dieser Toleranz bleiben jedoch weitgehend unerforscht. In einem Mausmodell mit schwannzellspezifischer Ovalbuminexpression und adoptiv transferierten ovalbumin-spezifischen CD8-T-Zellen zeigen wir, dass Immuntoleranz des peripheren Nervensystems eng mit der PD1-Achse verknüpft ist. Diese zeichnet sich durch PD1-
Signalweg-Induktion, Erschöpfung, abortive Proliferation und Deletionstoleranz der Zellen im Lymphknoten aus. In vitro-Kokulturen zeigten, dass Stromazellen Ovalbumin ektop präsentieren, was ein Zusammenspiel von ektoper Antigenpräsentation und PD1-Achse zur Aufrechterhaltung der Selbsttoleranz des peripheren Nervensystems nahelegt.
Bei 110 CIDP-Patienten fanden wir erhöhte lösliche PD1-, PD-L1- und TIM-3-Spiegel im Vergleich zu Kontrollen. Bei typischer CIDP korrelierten PD1, PD-L1 und LAG-3 negativ mit
Erkrankungsschwere (|r| ≈ 0,3–0,5; p < 0,05). Atypische CIDP zeigte keine Signifikanz, vermutlich aufgrund von Kohortenheterogenität und begrenzter Scoresensitivität. Korrelationsnetzwerke zeigten eine Zunahme interkorrelierter Immun-Checkpoints, was auf ein erweitertes regulatorisches Netzwerk hinweist.
Mit diesem translationalen Ansatz eröffnen wir neue Einblicke in die Immunpathogenese der CIDP und identifizieren die PD1-Achse als zentrales Steuerungselement der inflammatorischen
Aktivität innerhalb eines erweiterten Immunecheckpoint-Netzwerks in der CIDP.
Originalpublikation: https://academic.oup.com/brain/advance-article/doi/10.1093/brain/awaf304/8236484?login=true