Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben in einer Studie zentrale molekulare Mechanismen für die Entstehung der sogenannten membranösen Glomerulonephritis entschlüsselt.
Die membranöse Glomerulonephritis (MGN) ist eine antikörpervermittelte Autoimmunerkrankung, die in 30 bis 50 Prozent der Fälle zu Nierenversagen mit Dialysepflicht führt. Die Forschenden konnten feststellen, dass ein Proteinsystem der körpereigenen Immunabwehr, das Komplementsystem, bei an MGN erkrankten Personen eine starke Aktivierung in der Niere aufweist und eine krankheitsverursachende Bedeutung hat. Ferner konnten die Wissenschaftler:innen eine Behandlung mit kurzen Ribonukleinsäure-Molekülen (siRNA) als möglichen Therapieansatz identifizieren, da hierdurch das Komplementsystem blockiert wird. „Diese Behandlung führte im Laborversuch zu einer substanziellen Verbesserung der Erkrankung. Damit bildet das Komplementsystem einen spezifischen Angriffspunkt für eine mögliche Therapie der MGN“, sagt Dr. Nicola Tomas von der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE. Ihre Studienergebnisse haben die Forschenden im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht.
„Zusammenfassend entschlüsselt unsere Studie die Aktivierungswege des Komplementsystems bei Patient:innen mit membranöser Glomerulonephritis und zeigt die Bedeutung des Komplementsystems bei der Entstehung der MGN auf. Die Untersuchungsergebnisse tragen damit zu einem verbesserten Verständnis der Erkrankung bei“, sagt Prof. Dr. Thorsten Wiech, Institut für Pathologie des UKE.
Originalpublikation: Seifert L, Zahner G, Meyer-Schwesinger C, Hickstein N, Dehde S, Wulf S, Köllner SMS, Lucas R, Kylies D, Froembling S, Zielinski S, Kretz O, Borodovsky A, Biniaminov S, Wang Y, Cheng H, Koch-Nolte F, Zipfel PF, Hopfer H, Puelles VG, Panzer U, Huber TB, Wiech T, Tomas NM. The classical pathway triggers pathogenic complement activation in membranous nephropathy. Nat Commun. 2023 Jan 28;14(1):473. doi: 10.1038/s41467-023-36068-0. PMID: 36709213; PMCID: PMC9884226.
Quelle: Pressemitteilung Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf 01/2023