Wer auf dem Gebiet von Entzündungskrankheiten forscht, kommt an ihm nicht vorbei: Prof. Dr. Georg Schett. Für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) dem Mediziner der FAU nun den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis verliehen, den wichtigsten deutschen Forschungspreis. Dotiert ist der Preis mit bis zu 2,5 Millionen Euro, die Georg Schett in den kommenden Jahren für seine wissenschaftliche Arbeit einsetzen kann.
„Die FAU gratuliert Prof. Dr. Georg Schett zu seinem herausragenden Erfolg. Er ist ein exzellenter Forscher, der mit seinen Leistungen sein Fachgebiet vorantreibt und dafür sorgt, wissenschaftliche Erkenntnisse in den klinischen Alltag zu überführen. Zugleich ist er ein angesehener Klinikdirektor am Uniklinikum Erlangen und ein engagierter Vizepräsident an unserer Universität, der sich leidenschaftlich für das Thema Forschung in all seinen Facetten einsetzt – dafür schätze ich ihn sehr“, sagt FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger.
Prof. Dr. Georg Schett ist einer der international führenden Wissenschaftler im Bereich der Entzündungs- und Immunmedizin mit bahnbrechenden Erkenntnissen, wenn es um die Regulation von Entzündung und das Zusammenspiel zwischen Entzündung und Autoimmunität geht. Sein zentrales Thema: zu verstehen, wie sich Autoimmunerkrankungen bilden und warum sie chronisch werden.
In seiner Forschung orientiert er sich stets an Patientinnen und Patienten: Ausgehend von klinischen Beobachtungen führt er Grundlagenstudien durch. Dank dieser sogenannten reversen Translation ist es ihm beispielsweise in diesem Jahr gelungen, die weltweit erste Therapie einer Autoimmunerkrankung, nämlich gegen Systemischer Lupus erythematodes (SLE), mit körpereigenen gen-modifizierten Immunzellen durchzuführen. Die Therapie wirkte wie eine Art „Reset-Knopf“ und führte zur vollständigen und nachhaltigen Auflösung der Erkrankung. Diese Strategie „vom Klinikbett ins Labor und zurück“ bietet in Zukunft völlig neue Möglichkeiten, schwere Formen von Autoimmunerkrankungen nachhaltig zu heilen.
Ohne enges Netzwerk geht es nicht
Mit seinen mehr als 800 Peer-Review-Artikeln hat Georg Schett etwas geschafft, was ausgesprochen selten ist: sowohl in führenden Fachzeitschriften aus der Grundlagenforschung wie Nature als auch in renommierten klinischen Journalen wie dem New England Journal of Medicine zu publizieren. Bereits seit mehreren Jahren wird er regelmäßig in der Gruppe der meistzitierten Wissenschaftler seines Fachs aufgeführt.
Unerlässlich für seine wegweisende Arbeit ist auch die enge Verbindung über Fächer hinweg: Georg Schett hat ein starkes Forschungsnetzwerk aufgebaut, das Immunologie, Rheumatologie, Gastroenterologie und Dermatologie umfasst. Ebenso ist der Mediziner international bestens vernetzt und pflegt enge Verbindungen zu renommierten Einrichtungen wie dem Karolinska Institute in Stockholm oder dem Kennedy Institute of Rheumatology in Oxford.
Sprungbrett für Nachwuchstalente
Dieses Netzwerk hat in den vergangenen Jahren zahlreiche herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angezogen, die sich von seiner Forschung begeistern ließen, einen sehr erfolgreichen wissenschaftlichen Werdegang durchliefen und nun selbst Professorinnen und Professoren sind. An keinem zweiten Lehrstuhl der FAU ist es bislang gelungen, mehr hochrangige Förderungen, darunter mehrere Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC), an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einzuwerben. Georg Schett selbst ist seit 2015 Sprecher des Sonderforschungsbereichs 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ und leitet seit 2018 einen ERC Synergy Grant mit dem Ziel, ein neuartiges Röntgenmikroskop zu entwickeln, um Knochenveränderungen bei Osteoporose besser verstehen zu können.
Zur Person
Über sein Wirken als Lehrstuhlinhaber für Innere Medizin III, Direktor der Medizinischen Klinik 3 und Sprecher des Deutschen Zentrums Immuntherapie hinaus ist Georg Schett seit 2021 Vizepräsident Research an der FAU. Ebenfalls im vergangenen Jahr wurde er in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Er fungiert zudem als DFG-Fachkollegiat, Gutachter für zahlreiche wissenschaftliche Fachgesellschaften und Journale und wirkt an der Organisation einer Vielzahl von internationalen Kongressen mit. Daneben ist Georg Schett offen für neue Wege in der Wissenschaftskommunikation, wie das Beispiel des bereits mehrfach ausgezeichneten Computerspiels INFLAMMANIA zeigt.
Prof. Dr. Georg Schett, geboren 1969, studierte und promovierte Medizin an der Universität Innsbruck. Danach forschte er als Assistent am Institut für Biomedizinische Alternsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seine Facharztausbildung für Innere Medizin erfolgte an der Universität Wien, wo er im Anschluss als Fach- und Oberarzt tätig war und sich im Fach Innere Medizin habilitierte. Im Anschluss daran absolvierte er einen Forschungsaufenthalt bei Amgen, in Thousand Oaks, USA. Im Jahr 2006 nahm er den Ruf an die FAU auf den Lehrstuhl für Innere Medizin III an und ist seitdem auch Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uniklinikums Erlangen.
Über den Preis
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird jährlich verliehen und ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Pro Jahr können bis zu zehn Preise mit einer Summe von jeweils 2,5 Millionen Euro verliehen werden. Ziel des Leibniz-Programms ist es, die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Forscherinnen und Forscher zu erleichtern. Die Förderung wird nur auf Vorschlag Dritter gewährt. Die Entscheidung über die Preisträger/-innen trifft der Hauptausschuss aufgrund einer Empfehlung eines Auswahlausschusses. Beim diesjährigen Verfahren wurden 131 Bewerbungen eingereicht, aus denen das Gremium 10 Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt hat.
Zur Pressemitteilung der DFG: Gottfried Wilhelm Leibniz-Preise 2023
Quelle: Pressemitteilung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 12/2022